Wie ist das mit der Sprache im Netz?
Ob als Text oder als gesprochenes Wort in Videos, ohne Sprache läuft im Internet nichts. Da können es auch noch so viele Bilder oder Animationen sein. Dabei ist das Thema Sprachen im digitalen Raum nicht nur für die Texter und Übersetzer selbst von Bedeutung, auch der normale Nutzer dürfte in den letzten Jahren einige Wandlungen bemerkt haben. Da ist beispielsweise die Dominanz einer bestimmten Sprache, die immer mehr zurückgeht, und da ist auch die Entstehung einer eigenen Sprache des Internets selbst. Was das genau bedeutet, erklärt dieser Beitrag.
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Früher war es Englisch
Zu einer Zeit, in der das World Wide Web noch in seinen Kinderschuhen steckte, waren die überwiegenden Inhalte in Englisch geschrieben. Sogar noch im Jahr 1997 waren nahezu 80 % der verfügbaren Webseiten auf Englisch verfasst. Mit (sehr) viel Abstand folgten dann Japanisch, Deutsch und Französisch. Doch in einer Zeit, in der fast die Hälfte der Erdbevölkerung den Anschluss ans Netz gefunden hat, sind die Sprachen im digitalen Raum wesentlich diverser. Schritt für Schritt verdrängten die neuen Inhalte das Englische der Anfangszeit. Dennoch: Neue Programme, Systeme und vieles andere mehr wird häufig zuerst auf Englisch veröffentlicht und dann in die unterschiedlichen Nutzersprachen übersetzt. Ob es nun daran liegt, dass Englisch eben eine Sprache von Welt ist oder daran, dass die großen Hard- und Softwarefirmen (Apple, Google, Facebook & Co) noch immer aus Amerika kommen.
Die eigene Sprache des Internets
Nachdem wir also geklärt haben, wie es mit der wichtigsten Sprache des Internets aussieht, lenken wir unseren Fokus nun auf die Sprache des digitalen Raums selbst. Denn das Internet hat tatsächlich eine eigene Sprache entwickelt. Dies ist an verschiedenen Punkten zu erkennen. Durch das Zusammenrücken der Welt mit der Hilfe des Internets konnte der Onlinegamer aus Kanada eines Tages mit einem Gegner aus Taiwan spielen. Was man früher Brieffreundschaft nannte, tummelte sich nun in Foren und Chaträumen, die ihre Nutzer rund um die Welt hatten. Hauptsprache im internationalen Kontakt ist hier noch immer Englisch. Doch durch die digitale Schriftsprache kamen Elemente hinzu, die es bei einem Gespräch in der Realität so nicht gibt. Oder anders formuliert: Elemente, die es in der Schriftsprache nicht gibt, fanden erst im digitalen Raum Einzug in selbige. Das fängt bereits bei Emoticons und Zeichenkombinationen, welche von jedem Menschen und in jeder Sprache verstanden werden. Beispiele gefällig?
🙂 <3 ¯\_(ツ)_/¯
Nach diesen Zeichen entwickelten sich auch Kurzformen, wie beispielsweise ROFL, WTF und ASFAIK. Auch sie werden überall verstanden. Dabei handelt es sich jedoch im Großen und Ganzen um englische Sätze und Ausdrücke, welche als Abkürzung Verwendung in der Sprache des Internets finden. So stehen die drei obigen Beispiele für „rolling on floor laughing“ (lachend über den Boden rollen), „What the fuck?“ („Was zum Henker?“) und „as far as I know“ („so weit ich weiß“). Mittlerweile gibt es so viele Abkürzungen, dass man mit ihnen und einer Hand voll Emoticons ganze Geschichten zum Besten geben könnte. Gerade die Chats beim Gaming ermöglichen es den Spielern auch ohne Übersetzer, dem Geschehen folgen zu können.
Wer ist der Schöpfer?
An dieser Stelle drängt sich allerdings die Frage auf, ob es tatsächlich das Internet war, das diese Sprache hervorbrachte. Man könnte auch argumentieren, dass das Netz lediglich die Plattform darstellt, auf der eine eigene Kultur entstehen konnte. Diese schuf sich dann ihre eigene Sprache. Diese Kultur ist jedoch weit größer, als besagtes Onlinegaming. Eine wichtige Rolle spielen hier sicherlich auch Videoplattformen und Soziale Netzwerke. Gerade die sehr kurzgehaltene Kommunikation auf Twitter erzwingt förmlich eine kurze und allgemein verständliche Ausdrucksweise. Vielleicht liegt hierin die Antwort nach dem Schöpfer dieser eigenen Netzsprache.
Man könnte nun in einem anderen Beitrag der Frage nachgehen, ob es sich eigentlich um eine Sprache handelt, welche längst den Sprung aus der digitalen in die reale Welt geschafft hat. Auch sei die Frage erlaubt, ob die Internetsprache nicht vielmehr ein Sonderfall ist und sie gar nicht als eigene Sprache zu verstehen ist. Eine fehlende Reglementierung der Grammatik wäre hier ein passendes Argument. Doch wie bereits gesagt, ist das ein anderes Thema, denn ein gemeinsamer Wortschatz, welcher keine Übersetzung mehr benötigt, ist definitiv ein gutes Argument für die Existenz einer Sprache des digitalen Raums.
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